Expedition OCEAN CHANGE
Das gleiche Ziel
Arved Fuchs erforscht die Folgen des Klimawandels

6: Änderung der Route: Winterquartier auf Island

NIBE Ocean Change

Mitte Juli hat sich die Crew mit der Dagmar Aaen von Island auf den weiten Weg durch den Nordatlantik nach Grönland gemacht – die Fahrt ist geprägt von Eindrücken einer fantastischen Natur, fortlaufenden Messungen und einer gewissen Unsicherheit aufgrund der Corona-Situation, welche Häfen an den Zielorten angesteuert werden können.

So werfen die unvorhersehbaren Entwicklungen von Covid 19 die Pläne der Crew auf dem Weg zur Ostküste Grönlands immer wieder durcheinander. Arved Fuchs wählt die Route durch den spektakulären Prins Christian Sund, um das meist sehr stürmische Wetter am Südkap Grönlands, dem Kap Farvel, zu umgehen.

Der geplante Stopp in Tasiilaq an der Ostküste Grönlands muss abgesagt werden. Hier war der Besuch eines Kamerateams, mit dem Ziel dort zum Thema Klimawandel zu recherchieren und zu drehen geplant. Eine 14-tägige Quarantäne für Schiffs-besatzungen führt dazu, dass die Fahrt ohne weitere Stopps direkt bis zur nach Nuuk, der Hauptstadt Grönlands fortgesetzt werden muss.

Arved Fuchs berichtet in seinem Newsletter von Bord:

„Die Wetterlage ist dieses Jahr nicht besonders günstig – viel Starkwind, aber auch Regen und furchtbar dicker Seenebel – das ist in dieser Häufung auch für diese Breiten etwas ungewöhnlich. Auffällig aus meiner Sicht ist eher das viele Gletschereis das unterwegs ist. Eisberge und Growler hat es natürlich immer gegeben – aber mir kommt es vor, als würde die Konzentration zunehmen. Eventuell bedingt durch die wachsende Aktivität einzelner Gletscher die immer mehr Eis aus dem Inneren Grönlands zur Küste transportieren. Gerade dieser Tage haben dänische Forscher bestätigt, dass der Eisverlust Grönlands derzeit enorm ist und pro Tag ca. 8 Milliarden Tonnen Eis verloren gehen. Das ist selbst für grönländische Verhältnisse sehr ungewöhnlich. Das hat auch weitere Auswirkungen auf den AMOC (Atlantic Meridional Overturning Circulation) und damit den Golfstrom. Die Strömung ist aktuell auf den niedrigsten Stand seit 1600 Jahren gefallen. Aktueller könnte unsere Expedition daher gar nicht sein.“

Trotz aller Schwierigkeiten lässt sich die Bilanz der bisherigen Forschungsarbeit an Bord sehen: Es wurden bereits fünf von insgesamt sechs Driftbojen für Meteo France ausgesetzt und zwischendurch werden immer wieder Tiefseemessungen mit der Spezialsonde durchgeführt. Außerdem läuft das OCEAN PACK Messsystem rund um die Uhr und erfasst zuverlässig Daten, u.a. den CO2 Gehalt im Meerwasser, Temperatur, Salzgehalt etc. und die Stimmung an Bord ist den Umständen entsprechend gut.

Aber dann kommt Ende August doch die Nachricht zur Änderung der Route von Arved Fuchs:

„Aufgrund der steigenden Corona-Zahlen wird Kanada auch weiterhin seine Häfen für ausländische Schiffe geschlossen halten. Bisher galt der 07. September als gesicherter Termin, zu dem dort die Grenzen geöffnet werden sollten – dieses Datum steht jetzt in Frage.“

Trotz intensiver Bemühungen der kanadischen Botschaft in Berlin hat Kanada der Dagmar Aaen keine Sondergenehmigung erteilen wollen. Da die Crew aus see-männischer Sicht unter keinen Umständen riskieren will, in der anstehenden Sturmsaison vor geschlossenen Grenzen zu stehen, hat sich Arved Fuchs aus Gründen der Sicherheit für Schiff und Besatzung entschlossen, zurück nach Island zu fahren und die "Dagmar Aaen" in Reykjavik überwintern zu lassen.

Die permanenten Messungen und Forschungsarbeiten werden selbstverständlich bis zum Einlaufen in Island weiter fortgeführt.

OCEAN CHANGE 2022 wird in die geplanten Seegebiete fortgesetzt – nur die Etappen und der Zeitplan ändern sich.

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