Fachwerkhaus in Celler Innenstadt mit Erdwärmepumpen ausgestattet
Ein Klimakonzept mit Weitblick
Die Herausforderung, die Ansprüche einer denkmalgeschützten Bausubstanz mit den Erwartungen an die Nutzung eines modernen Büro- und Geschäftshauses und einem zukunftsorientierten Haustechnikkonzept zu verbinden, wurde in der Bergstraße in Celle meisterhaft gelöst.
Fakten: Historisches Fachwerkhaus in 29221 Celle
Baujahr: um 1700, ursprünglich zwei Häuser
Wohnfläche: Erdgeschoss ca. 395 m² + 300 m² Anbau, Obergeschoss ca. 175 m²
Anzahl Nutzeinheiten: Geschäfts-/Gastronomiefläche im Erdgeschoss, Bürofläche im Obergeschoss
Maßnahme: Austausch der Ölheizung gegen zwei NIBE Sole/Wasser-Wärmepumpen, Ausführung im Jahr 2020
Neue Heiztechnik: Zwei Sole/Wasser-Wärmepumpen NIBE F1145 mit 12 und 17 kW in Kaskade, fünf Erdsonden mit je 120 Metern Tiefe, Brauchwasserbereitung dezentral
Besonderheit: Enge Grundstückssituation in der historischen Altstadt von Celle – Denkmalgeschützte Bausubstanz
Wirtschaftlichkeit: Gefördert von der Stadt Celle, Verbrauchsdaten für die Wärmepumpe liegen noch nicht vor
Fazit der Bauherrin: „Die Bauherrin ist mit der gefundenen Lösung – insbesondere im Hinblick auf eine Minimierung der Energiekosten für die Konditionierung der gastronomischen Flächen durch die Kühlfunktion der Wärmepumpe – sehr zufrieden.“
NIBE Effizienzpartner: ELOTHERM-Anderson GmbH
Eine bewegte Geschichte
Der historische Stadtkern der niedersächsischen Kreisstadt Celle ist bei Einwohnern und Touristen bekannt und beliebt. Die hervorragend erhaltene Altstadt mit fast 500 aufwändig restaurierten Fachwerkhäusern des 16. bis 19. Jahrhunderts prägt das Stadtbild und schafft ein besonderes Flair.
Das Fachwerkhaus in der Bergstraße bestand ursprünglich aus zwei Häusern, das Haus aus dem 17. Jahrhundert wurde in seiner jetzigen Form aus zwei traufseitigen Fachwerkhäusern zusammengesetzt, dies ist im Inneren noch zu erkennen. Dieses besondere Gebäude blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, in den zurückliegenden Jahrzehnten war es als Schankwirtschaft bekannt, in den letzten Jahren wurden die Räume als Restaurant genutzt.
Neues Leben in alten Wänden
Der Zahn der Zeit nagte an der Bausubstanz als die Eigentümer beschließen das Gebäude grundsanieren zu lassen, um eine hochwertige Adresse für Büro und Gastronomie in der Celler Altstadt zu etablieren. Die Stadt Celle unterstützt dieses Vorhaben mit weitreichenden Fördermaßnahmen.
Kühlen mit der Heizung
Der Architekt Andreas Brüggemann beginnt im Jahr 2015 mit der Planung für die Sanierung und Erweiterung mit einem modernen Anbau für die Küche und Sanitäreinrichtungen. Um dem Wunsch der Bauherrin nach einer effizienten Klimatisierung der Räumlichkeiten zu entsprechen, werden verschiedene technische Optionen geprüft. In Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro für Technische Gebäudeausrüstung PLS, Lars Schmidt und Florian Günther, dem Geschäftsführer des NIBE Effizienzpartners ELOTHERM-Anderson GmbH, entsteht die Idee NIBE Sole/Wasser-Wärmepumpen zur Heizung und Kühlung des Gebäudes einzusetzen.
Besondere Maßnahmen für eine einzigartige Lösung
Die Sanierungsarbeiten sind langwierig und immer wieder stoßen die Handwerker auf Schwierigkeiten, die die Bauarbeiten verzögern, wie z.B. fehlende oder nicht ausreichende Fundamente. Auch die Genehmigung der Bohrarbeiten zur Erschließung der Wärmequelle auf der nur 115 m² großen Freifläche hinter dem Haus bedarf einer aufwändigen archäologischen Prüfung, damit sichergestellt werden kann, dass keine Kulturschätze unter dem unmittelbar angrenzenden geschichtsträchtigen Südwall der Celler Altstadt zerstört werden.
Die Ausführung der Bohrungen übernehmen die Profis von der Firma Celler Brunnenbau – mit speziellem, für enge Grundstücksituationen geeignetem Gerät und viel Fingerspitzengefühl werden fünf Wärmequellen jeweils 120 Meter tief, gebohrt. Zwei NIBE Erdwärmepumpen vom Typ F1145 werden in Kaskade betrieben und in einem ehemaligen Kühlraum im Keller des Hauses installiert – der Anschluss an die fünf Erdsonden und an den Verteiler für die 12 Heizkreise der Fußbodenheizung erfolgt auf engem Raum.
Heizen und Kühlen mit der Energie der Natur
Die Wärmepumpen können mit der Passivkühlfunktion der Fußbodenheizung die Räume an warmen Sommertagen um 2 bis 3 Grad herunterkühlen. Das Gebäude hat mit einer 8 bis 10 cm dicken Schicht Wärmedämmlehm eine gute Wärmeisolierung. Der im Rahmen der Gesamtkonzeption aufgebrachte Lehmputz unterstützt mit seiner Fähigkeit Feuchtigkeit aufzunehmen und zu speichern die Bildung eines angenehmen Raumklimas. Wenn diese Maßnahmen zur Klimatisierung des Gebäudes nicht ausreichen, ist die Anlage auf den Anschluss zusätzlicher Gebläsekonvektoren ausgelegt.
Die Bauherrin ist mit der gefundenen Lösung – insbesondere im Hinblick auf eine Minimierung der Energiekosten für die Konditionierung der gastronomischen Flächen durch die Kühlfunktion der Wärmepumpe – sehr zufrieden. Auch wenn durch die Feuchtigkeit aus der Bauphase zum Anfang der Energiebedarf noch etwas höher ist, zeichnet sich ab, dass das System in puncto Wirtschaftlichkeit und Effizienz überzeugend ist.